MARO Mobilitätskonzept Teil 2

Das Carsharing-Auto steht direkt vor der Haustür

von Jutta Baltes, 20.04.2023

Einsteigen und losfahren bitte: Dieses Fahrzeug des Vereins CarSharing Pfaffenwinkel steht bald den Bewohner*innen des Projekts in Wolfratshausen im Rahmen des MARO-Mobililitätskonzepts zur Verfügung /Fotografie: CarSharing Pfaffenwinkel

„Wohnen und Mobilität wachsen immer mehr zusammen“, sagt Martin Heinz. Er muss es wissen, denn er ist Geschäftsführer von „CarSharing Pfaffenwinkel“ , das dem Verein Oekomobil Pfaffenwinkel e.V., angegliedert ist. Die Fahrzeuge des Vereins, auf denen das eingängige „teilAuto“-Logo mit den Rädern am flitzenden „A“ zu sehen ist, stehen schon in Tiefgaragen oder vor den Haustüren einiger MARO-Projekte. 

Vor allem in Großstädten wie München werden schon seit Längerem Konzepte unterstützt, die Menschen dazu bewegen, auf das eigene Auto zu verzichten. Aber auch andere, kleinere Städte ziehen nach: In Wolfratshausen etwa konnte die MARO ihr Mobilitätskonzept direkt umsetzen, weil die Stellplatzordnung der Flößerstadt eine solche Möglichkeit bereits explizit vorsieht. 

Im Klartext bedeutet das: Die Stadt ist mit weniger Tiefgaragenstellplätzen zufrieden, wenn ein Konzept vorgelegt wird. Und weniger Stellplätze bauen zu müssen, bedeutet für die Genossenschaft eine immense Kostenersparnis, was  sich letztlich günstig auf die Mieten auswirkt. 

Die MARO setzt in ihrem Mobilitätskonzept auf ein festes Carsharing-Angebot für die Bewohnerinnen und Bewohner, Lastenräder und genügend Stellpätze für Fahrräder. Ziel ist für Vorstand Martin Okrslar neben der Kostenersparnis, dass die für den Klimaschutz notwendige Mobilitätswende auch von der MARO vorangetrieben wird: „Wir wollen es unseren Bewohnern leicht machen, auf das eigene Auto möglichst zu verzichten.“

Darüber, warum die Nutzung von Carsharing nicht nur gut für’s Klima sondern auch noch gut für den Geldbeutel sein kann, kann Geschäftsführer Martin Heinz ganze Romane erzählen. „Die meisten Leute unterschätzen, welche Kosten ein eigenes Auto tatsächlich verursacht“, sagt er. So fanden Wirtschaftsökonomen heraus, dass die meisten der von ihnen befragten Autobesitzer die Kosten für ihr Fahrzeug zu gering ansetzten. Und: Sie verrechneten sich nicht nur um ein paar Euro, sondern gleich um 50 Prozent: Die tatsächlichen Kosten ihrer Autos waren also doppelt so hoch wie angenommen. Vor allem Wertverlust und Kosten für Reparaturen, Steuern und Versicherungen wurden von den Testpersonen zu niedrig angesetzt.

Beim Carsharing werden die Kosten auf mehrere Schultern verteilt. Das macht es in den allermeisten Fällen günstig – trotz Mitgliedsbeiträgen und Nutzungsgebühren. Martin Heinz rechnet vor: Bringt man mit dem eigenen Auto weniger als 10.0000 Kilometer jährlich auf die Straße, rechnet sich das Autoteilen immer. „Nur wenn man wirklich jeden Tag eine größere Strecke zur Arbeit fahren muss, dann geht die Rechnung nicht auf.“

Übrigens: CarSharing Pfaffenwinkel ist Teil eines gemeinnützigen Vereins und hat keine Gewinnabsichten. Beitrag und Gebühren werden ausschließlich für Ankauf und Wartung der Autos verwendet und müssen auch die Verwaltungskosten decken. Je mehr Menschen also als Mitglieder des Vereins Beiträge und Nutzungsgebühren für die Autos bezahlen, umso geringer ist die Gefahr, dass der Verein die Kosten aus eigenen Mitteln nicht stemmen kann. „Ich kann es nicht oft genug betonen“, sagt MARO-Vorstand Martin Okrslar, „Je mehr unsere Bewohner das Angebot nutzen und dazu noch Werbung dafür an ihrem Wohnort und in der Umgebung machen, umso günstiger wird es für sie selbst.“

Denn: Die MARO hat sich verpflichtet, die Defizite des Vereins auszugleichen, wenn sie dort entstehen, wo Carsharing-Autos vor den Projekten stehen. Deshalb haben Vorstand und Aufsichtsrat der MARO folgende Regel festgelegt: Stehen Carsharing Autos vor der Haustüre bereit, müssen die dortigen Bewohnerinnen und Bewohner sich zu einer Mitgliedschaft verpflichten. Schreibt CarSharing Pfaffenwinkel dann dort trotzdem rote Zahlen, wird das Minus über die Miet-Nebenkosten auf die Hausgemeinschaft umgelegt. 

Doch: „Carsharer sparen auch Zeit und so manchen Ärger“, weiß Martin Heinz. Denn sie müssen sich einfach weniger kümmern: Das Auto nicht zur Werkstatt fahren oder neue Reifen kaufen, nicht auf Wartungszyklen Acht geben – und bei normaler Verschmutzung das Auto nicht mal waschen. Außerdem fallen alle Überlegungen zum Kauf des „richtigen“ Autos weg. Carsharing-Autos passen immer: Wer in Urlaub fahren oder etwas transportieren möchte, reserviert ein größeres Auto, wer nur eine Besorgung oder einen Besuch machen will, ein kleineres. 

MARO-Vorstand Martin Okrslar kann das alles gut nachvollziehen. Er nutzt Carsharing selbst schon seit 12 Jahren. Ein eigenes Auto gibt es bei seiner Familie nicht. „Wir machen alle unsere Besuche und Urlaubsfahrten mit CarSharing. Das klappt hervorragend.“, sagt er. 

Und noch eine Erfahrung hat er gemacht. „Wer Carsharing nutzt, setzt sich mit der Zeit immer weniger überhaupt ans Steuer eines Autos. Man fährt einfach irgendwann lieber öffentlich oder steigt auf’s eigene Fahrrad.“ Martin Heinz bestätigt: Studien und auch eigene Erhebungen hätten das ebenfalls herausgefunden. „Die Leute, die beim Carsharing dabei sind“, sagt er, „machen sich einfach mehr Gedanken über Mobilität.“ Besonders schön: Meistens blieben sie dem Verein auch treu, wenn sie die Autos gar nicht mehr nutzen. 

MARO und Carsharing – das passt in den Augen von Martin Heinz sehr gut zusammen. Denn: Die Bewohner*innen von MARO-Projekten wohnen schließlich nicht einfach nur in einem Haus. Sie wollen als Gemeinschaft miteinander leben. Heinz: „Hier kennt man sich gut. Die Leute können sich absprechen und miteinander planen. Und so fährt man dann gemeinsam zum Baumarkt, und nicht jeder allein und extra nur für sich.“ 

Carsharing mit Carsharing sozusagen, gemeinsames Vergnügen inklusive!

Links:
Blog: MARO-Mobilitätskonzept Teil 1 Teure Tiefgaragen und „Leuchtturmprojekt“ in Wielenbach
Kostenstudie: hier und hier / kostenpflichtig, auf Englisch
CarSharing Pfaffenwinkel: Alle Infos

Dieses Auto ist eines der beiden, die im MARO-Projekt in Penzberg in der Tiefgarage stehen. Wie immer können auch hier nicht nur MAROs sondern auch Penzberger Bürger*innen das Angebot nutzen.

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