ABC der Demenz-Wohngemeinschaft

F – wie Freiheit

von Vlasta Beck

Mensch mit Demenz

`Bitte mach mich frei, in dem du dich frei machst. Ich brauche dich als Helfer, Begleiter, als Wegweiser, als den liebenden Menschen. Du kannst mir helfen meine Unsicherheiten und Ängste zu reduzieren, die schweren Stunden leichter zu ertragen, mich wissen lassen, dass ich immer noch etwas wert bin, auch wenn meine Handlungen deiner Logik entbehren.
Mach mich frei, in dem du mich so akzeptierst, wie ich jetzt in dieser Stunde, in dieser Minute bin. Ich weiss nicht, wer ich in fünf Minuten sein werde, geschweige denn morgen.´

Angehörige

Die Freiheit frei zu sein ist manchmal schwer zu erlangen. Die ständige Sorge, die nötige Kontrolle, der tägliche Einsatz können zermürbend sein.
Sollte der oder die Angehörige, wie in Buchstaben D und E beschrieben, durch Dienste Entlastung bekommen, hat er den ersten Schritt zu Freiheit gemacht. Wenn sie oder er sich dann noch über die Krankheit informieren, den Versuch wagen, auf den Pfad des Demenzkranken zu laufen und nicht verlangen die eigenen Wege als die einzig richtigen zu beschreiten, macht er sich fei von den Vorstellungen, wie es zu sein hat. Er akzeptiert den an Demenz erkrankten Menschen so wie er jetzt ist. Die größte Freiheit für beide.

Wohngemeinschaft

Hier können die Fäden zusammenlaufen. 
Das Freisein von Ängsten und Unsicherheiten für den Menschen mit Demenz, das Freisein von Langeweile, die Wiedergabe der fehlenden Aufgaben, die den Alltag strukturieren und dem Menschen das Gefühl geben gebraucht zu werden. Die Freiheit so zu sein, wie man jetzt ist.
Mit der Wohngemeinschaft gewinnt der Angehörigen die Freiheit wieder ein privates Leben leben zu können, er oder sie gewinnen Zeit und damit die Geduld zigmal gehörte Geschichte wieder zu hören, verstörende Handlungen zu ertragen, den Menschen mit Demenz so akzeptieren zu können, wie er jetzt ist. Und gemeinsam mit dem Erkrankten kommt die Freiheit mitzubestimmen, mitzugestalten, maximal zu beeinflussen, was in der WG passiert. 

Das ganze ABC

Am Anfang steht die Veränderung, der Gedächtnisschwund, die mangelnde Orientierung, die Angst, die Sorge, aber auch die Idee einer Gemeinde eine Demenz-Wohngemeinschaft zu bauen und der erste Kontakt zu der MARO Genossenschaft. Alle brauchen Begleitung, um bessere Chancen zu bekommen – die einen um die Situation zu meistern, die anderen um die Idee der Wohngemeinschaft zu realisieren. Dazu bedarf es verschiedener Dienste, ob als Privatperson oder Gemeinde. Sie schaffen Entlastung, sie schaffen mehr Freiheit zu handeln, sie schaffen das gute Gefühl Hilfe zu bekommen. Die Umsetzung des Vorhabens führt schließlich zur Integration – des Betroffenen in die Wohngemeinschaft, des Angehörigen ins Gremium, und: die Hilfe wird zugelassen und ins Leben integriert. Beteiligen sich Jung und Alt an dem Projekt so ist das optimal. Es werden Koalitionen gebildet, um den Leitgedanken zu realisieren, in einem Miteinander relative Normalität für Menschen mit Demenz zu schaffen. Es wird fortwährend optimiert, damit das Ganze in der Praxis umsetzbar bleibt. Es wird gebaut, viel gearbeitet, viel überlegt, fast rund um die Uhr damit am Ende die Qualität stimmt und die Rund um die Uhr-Versorgung (ent-)steht. Sie bietet Schutz und Sicherheit in dem: die Tagesgestaltung den Bedürfnissen der demenziell Erkrankten entspricht; sie und Angehörige die nötige Unterstützung bekommen; die Vielfalt im Alltag nicht verloren geht. Das bedeutet unterm Strich: die Werte der MARO Genossenschaft – Grundlage der Projektidee – vor Augen zu haben. Bleibt man der Idee treu, öffnen sich X Möglichkeiten, um ans Ziel zu gelangen.

 

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