Bewohner halfen mit beim öffentlichen Rundgang im MARO Projekt Wolfratshausen

„Jeder sagt: Was ich leisten kann, das mache ich auch“

von Jutta Baltes, 22.02.2024

Schön hindrappiert: Die Wolfratshauser Hausgemeinschaft bot beim Rundgang Öllämpchen zum Mitnehmen

Einen Tag vorher kam die Idee auf  – und die Sprecherin der neuen Hausgemeinschaft in Wolfratshausen reagierte sofort: „Ich habe das dann gleich Ratz-Fatz organisiert“. Die Rede ist von dem, was die Bewohnerinnen und Bewohner des neuen Projekts in Wolfratshausen beim öffentlichen Besichtigungstermin der MARO auf die Beine gestellt haben. Es herrschte ein Riesenandrang, ungefähr 150 Besucher*innen wollten bei den Rundgängen das schöne Projekt an der Sauerlacher Straße in Augenschein nehmen. 

Von heute auf morgen sorgte also die Hausgemeinschaft für „das besondere Bonbon“: Auf einem Extra-Tisch waren nämlich historische Öllämpchen aus dem denkmalgeschützten alten Krankenhaus hindrappert. Und: Wer wollte, durfte eines davon mitnehmen. Wer eine kleine Spende für die Hauskasse in die bereit stehende Box werfen wollte – gerne! Aber ein Muss war das nicht.

Hinter den vielen hübschen Lämpchen saß Elisabeth Gramüller, Haussprecherin der frisch gebackenen Hausgemeinschaft. Sie wurde – wie bei MARO üblich – schon vor dem Einzug von ihren künftigen Nachbar*innen gewählt. Denn die Hausgemeinschaft findet sich bei MARO ja schon eineinhalb bis zwei Jahre vor der Fertigstellung der Wohnungen beim Bewohnerprozess zusammen. Diese Workshops mit fachkundiger Moderation der MARO sowie das Hauskonzept, das alle neuen Mieterinnen und Mieter zusammen mit dem Mietvertrag unterzeichnen, legen die Grundzüge des Zusammenlebens der Hausgemeinschaft fest. Hier werden Regeln diskutiert, AGs gebildet und eben auch Verantwortliche für verschiedene Bereiche und Haussprecher gewählt. 

Der Bewohnerprozess und die Vorbereitung auf das nachbarschaftliche Zusammenleben seien einmalig und nicht zu bezahlen, sagte eine Bewohnerin beim Abschluss- und Feedbacktreffen in Wolfratshausen.

Auch bei Elisabeth Gramüller, die von allen nur „Honda“ genannt wird, schwingt die Freude förmlich in der Stimme mit. Sie sei in ihrer alten Wohnung wegen Eigenbedarfs gekündigt worden, erzählt sie. Aber jetzt habe sie hier ein neues Zuhause gefunden – Anschluss inklusive sozusagen.

„Ich freue mich sehr auf das Leben in unserer Gemeinschaft“, sagt sie. „Es ist einfach toll: Wenn man jemanden fragt, ob er eine Aufgabe übernehmen möchte, dann ist er auch da. Alle sagen sofort: Wenn ich es leisten kann, dann mache ich es auch!“ 

Sie hat auch gleich ein Beispiel parat: Die Genossenschaft fragte an, ob sich jemand bereit erklären würde, über Weihnachten die Baustellenheizung im Blick zu behalten. 14 Tage lang.

Sofort, so die Haussprecherin, hätten sich helfende Hände gefunden: Menschen, die sich bereit erklärten, auf die Baustelle zu gehen und die Aufgabe zu übernehmen. Natürlich wurde ein Plan erstellt – so dass wirklich jeder Tag abgedeckt war. Das sparte schließlich nicht unerheblich Kosten, weil keine Fremdfirma beauftragt werden musste. Und letztlich kommt das sowohl allen Mieterinnen und Mietern zugute – und damit auch letztlich den Mitgliedern der Genossenschaft.

„Für einen allein wäre es zu viel gewesen, aber zusammen war es kein Problem“, sagt die Haussprecherin. Und nicht nur sie findet, dass das ganz im Sinne der Genossenschafts-Idee war: Man kann gemeinsam etwas schaffen, was dem Einzelnen nicht möglich wäre.

Bald schon werden die Wohnungen an die neuen Bewohnerinnen und Bewohner vergeben, und ab 01. März wird endgültig eingezogen. Natürlich hat auch das die Hausgemeinschaft neben allem privaten Umzugsstress schon bestens organisiert. Denn Stau von Umzugswägen vor dem Haus und Gedränge von Möbeltragenden drinnen soll es nicht geben. 

Großer Andrang: Rund 150 Menschen wollten beim Rundgang im MARO-Rundgang im Projekt Wolfratshausen dabei sein. Im Vordergrund links: Projektleiter Ralf Schmid und Jacqueline Donauer

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