ABC der Demenz-Wohngemeinschaft

K – Koalitionen

von Vlasta Beck

Mensch mit Demenz

Menschen mit Demenz bilden Koalitionen. Untereinander. Mit Menschen, die sie in ihrem emotionellen Gedächtnis positiv gespeichert haben. Mit Tieren und Stofftieren, mit weichen Kissen, mit Nesteldecken, einem Bild, einem Baum einer Blume. Diese Koalitionen sind manchmal dauerhaft, manchmal halten sie ein paar Minuten oder Stunden. Auch wenn sie nur Sekunden dauern würden, haben sie für Menschen mit Demenz eine lebenserhaltende Bedeutung.

Angehörige

Angehörige, die sich auf den Weg zur Hilfe, zur Unterstützung, zur Entlastung gemacht haben, bilden früher oder später Koalitionen. Sie sind nicht mehr allein. Eine ehrenamtliche Helferin, die einmal wöchentlich kommt, um mich stundenweise zu entlasten, ist eine kleine, aber enorm wichtige Koalition. Die etwas größere Koalition kann die Familie sein, wenn offen kommuniziert wird. Zieht die Koalition noch größere Kreise, kann eine Angehörigengruppe entstehen, die Halt gibt. Gelingt es Koalitionen auf größerer Eben zu bilden, kann diese für die Betroffenen und die Angehörigen mehr tun – sie kann eine Wohn-Koalition bilden. Die Wohngemeinschaft kann aus der Taufe gehoben werden.

Wohngemeinschaft

Das Angehörigengremium, das sich in jeder Wohngemeinschaft am Alltag aktiv beteiligt, ist eine starke Koalition. Gemeinsame Treffen abhalten, Entscheidungen treffen, Sorgen teilen, Ziele abstecken, Diskussionen, und in diesen verschiedene Meinungen zulassen, die zu gemeinsamen Lösungen führen – das wäre für jede Koalition wünschenswert. In den Gremien der Wohngemeinschaften wird es gelebt. 

Das ganze ABC

Am Anfang steht die Veränderung, der Gedächtnisschwund, die mangelnde Orientierung, die Angst, die Sorge, aber auch die Idee einer Gemeinde eine Demenz-Wohngemeinschaft zu bauen und der erste Kontakt zu der MARO Genossenschaft. Alle brauchen Begleitung, um bessere Chancen zu bekommen – die einen um die Situation zu meistern, die anderen um die Idee der Wohngemeinschaft zu realisieren. Dazu bedarf es verschiedener Dienste, ob als Privatperson oder Gemeinde. Sie schaffen Entlastung, sie schaffen mehr Freiheit zu handeln, sie schaffen das gute Gefühl Hilfe zu bekommen. Die Umsetzung des Vorhabens führt schließlich zur Integration – des Betroffenen in die Wohngemeinschaft, des Angehörigen ins Gremium, und: die Hilfe wird zugelassen und ins Leben integriert. Beteiligen sich Jung und Alt an dem Projekt so ist das optimal. Es werden Koalitionen gebildet, um den Leitgedanken zu realisieren, in einem Miteinander relative Normalität für Menschen mit Demenz zu schaffen. Es wird fortwährend optimiert, damit das Ganze in der Praxis umsetzbar bleibt. Es wird gebaut, viel gearbeitet, viel überlegt, fast rund um die Uhr damit am Ende die Qualität stimmt und die Rund um die Uhr-Versorgung (ent-)steht. Sie bietet Schutz und Sicherheit in dem: die Tagesgestaltung den Bedürfnissen der demenziell Erkrankten entspricht; sie und Angehörige die nötige Unterstützung bekommen; die Vielfalt im Alltag nicht verloren geht. Das bedeutet unterm Strich: die Werte der MARO Genossenschaft – Grundlage der Projektidee – vor Augen zu haben. Bleibt man der Idee treu, öffnen sich X Möglichkeiten, um ans Ziel zu gelangen.

 

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