ABC der Demenz-Wohngemeinschaft

M – Miteinander

von Vlasta Beck

Mensch mit Demenz

Ich möchte miteinander mit dir sein, du warst immer ein Teil meines Lebens, mein Sohn, meine Tochter, mein Mann, meine Frau. Lass mich also bitte nicht allein, auch wenn du nicht immer bei mir sein kannst. Wenn du Zeit hast, dann sei für mich da, bewusst und ohne Eile. Mir reichen auch kurze Augenblicke, in denen ich spüren kann, dass sie uns gehören, dass du in deinen Gedanken bei mir bist, nicht woanders. Das gibt mir so viel Kraft, dass ich die einsamen Wege, von denen es in meinem löchrigen Gedächtnis viele gibt, besser akzeptieren kann. Ich habe die Sicherheit, dass wir trotzdem gemeinsam sind.

Angehörige

Lieber Angehöriger, suche dir andere Menschen, mit denen du gemeinsam über die Themen sprechen kannst, Menschen die das alles kennen, denen man nichts mühsam erklären muss, die dich verstehen weil sie das alles auch schon erlebt haben. Suche sie in der Familie, in Freundes- und Bekanntenkreis, bei Nachbarn. Sucht sie, indem du offen über die Erkrankung deiner Mama, deines Papas, deiner Frau, deines Mannes sprichst. Gemeinsam ist auch schwere Last leichter zu tragen.

Wohngemeinschaft

In der Wohngemeinschaft entsteht eben Gemeinschaft. Auch wenn die Menschen, die in der WG wohnen, aus verschiedenen Ecken kommen und sich nicht kennen, bilden sie etwas Gemeinsames. Man möchte es vielleicht nicht glauben, aber sie machen es ganz gut, trotz schlechtem Gedächtnis.
Das Angehörigengremium agiert miteinander. Gemeinsam werden Entscheidungen getroffen, Feste gefeiert, getrauert um die, die es nicht mehr gibt, gestritten und diskutiert. Die Menschen mit Demenz, das Versorgungsteam der WG, das Angehörigengremium bilden ein Miteinander, mit allem was dazu gehört. Bekanntlich gehören dazu auch die Unterschiedlichkeiten. Das macht eine Wohngemeinschaft lebendig.

 

Das ganze ABC

Am Anfang steht die Veränderung, der Gedächtnisschwund, die mangelnde Orientierung, die Angst, die Sorge, aber auch die Idee einer Gemeinde eine Demenz-Wohngemeinschaft zu bauen und der erste Kontakt zu der MARO Genossenschaft. Alle brauchen Begleitung, um bessere Chancen zu bekommen – die einen um die Situation zu meistern, die anderen um die Idee der Wohngemeinschaft zu realisieren. Dazu bedarf es verschiedener Dienste, ob als Privatperson oder Gemeinde. Sie schaffen Entlastung, sie schaffen mehr Freiheit zu handeln, sie schaffen das gute Gefühl Hilfe zu bekommen. Die Umsetzung des Vorhabens führt schließlich zur Integration – des Betroffenen in die Wohngemeinschaft, des Angehörigen ins Gremium, und: die Hilfe wird zugelassen und ins Leben integriert. Beteiligen sich Jung und Alt an dem Projekt so ist das optimal. Es werden Koalitionen gebildet, um den Leitgedanken zu realisieren, in einem Miteinander relative Normalität für Menschen mit Demenz zu schaffen. Es wird fortwährend optimiert, damit das Ganze in der Praxis umsetzbar bleibt. Es wird gebaut, viel gearbeitet, viel überlegt, fast rund um die Uhr damit am Ende die Qualität stimmt und die Rund um die Uhr-Versorgung (ent-)steht. Sie bietet Schutz und Sicherheit in dem: die Tagesgestaltung den Bedürfnissen der demenziell Erkrankten entspricht; sie und Angehörige die nötige Unterstützung bekommen; die Vielfalt im Alltag nicht verloren geht. Das bedeutet unterm Strich: die Werte der MARO Genossenschaft – Grundlage der Projektidee – vor Augen zu haben. Bleibt man der Idee treu, öffnen sich X Möglichkeiten, um ans Ziel zu gelangen.

 

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