Hausgemeinschaft Unterwössen
Ein Jahr MARO-Miteinander: Grund genug zum Feiern
von Jutta Baltes, 24.11.2022
Die Unterwössener feierten ein Jahr MARO-Wohnen – und ein bisschen auch sich selbst
Im Gemeinschaftsraum auf dem Hochbett tummeln sich Kinder, an den Tischen sitzen Männer und Frauen. Sie sind ins Gespräch vertieft – in Gruppen oder zu zweit. Immer wieder springt irgendjemand auf, um etwas zu holen oder zu organisieren, draußen kümmert sich ein Crew um die Feuerschale.
Bewohnerinnen und Bewohner aus den 32 Wohnungen im MARO-Projekt in Unterwössen machen ein Fest. Sie wollen das erste Jahr ihres Zusammenlebens hinter dem Rathaus Revue passieren lassen. Und: Auch sich selbst feiern.
Sie haben allen Grund dazu. „Wir sind schon ziemlich gut!“, lacht die Haussprecherin. „Ich glaube, es war wichtig, dass wir nicht mit dem Bewusstsein hier eingezogen sind, dass alles Friede – Freude – Eierkuchen sein wird!“
Vor einem Jahr, als die Familien, Ehepaare und alleinstehenden Mieterinnen und Mieter im Projekt einzogen, hatte Corona gerade alle Kontakte im ganzen Land weitgehend blockiert. „Das hat es nicht gerade leichter gemacht“, berichtet eine Bewohnerin, „auch, dass es noch Nachzügler gab, die neu zur Hausgemeinschaft dazu gekommen sind.“ Das Kennenlernen und alles, was eine Gemeinschaft ausmacht, lief also zuerst mal schleppend an.
„Wir haben viele engagierte Leute hier. Und wir sind um Achtsamkeit und um Ausgleich bemüht“, lobt sie. Klar, dass die ersten Konflikte schnell an die Oberfläche schwappten: Ob eine Bienenwiese angelegt werden soll, oder ob fußballspielende Kinder auf dem Rasen erlaubt sein sollen, etwa. „Da gab es schon Diskussionen“, beschreibt eine andere Bewohnerin. Aber: Es wurden Kompromisse gefunden. Etwa der, dass Ballspiele auf der Wiese beim Haus nur mit leichten Bällen erlaubt sind, fußballspielende Kinder aber auf den benachbarten Spielplatz ausweichen müssen. Und auf die Bienenweide konnte sich die Hausgemeinschaft schließlich doch einigen.
Allen hier scheint eines ganz klar zu sein: Es geht immer um Kommunikation. „Es ist so wichtig, dass Konflikte nicht hochkochen“, sagt eine der Haussprecherinnen. „Es geht einfach darum, gut miteinander umzugehen.“. Und: „Mir war schon vorher klar, dass ich nicht mit allen gerne jeden Tag Kaffee trinken würde.“ Soll heißen: Wer glaubt, dass man in einem Wohnprojekt lauter Freunde findet, der macht sich etwas vor. Aber, betont die Sprecherin: „Ich kann mit allen hier sehr gut zusammenleben. Und darauf kommt es schließlich an.“
Ein Blick auf die Pinnwand neben dem Gemeinschaftsraum genügt, um zu sehen, wie gut die Unterwössener das „gute Zusammenleben“ schon umgesetzt haben. In einer Tasche werden die bunten Schilder aufbewahrt, die jeweils an der Pinnwand befestigt werden – als Reminder für alle, wenn mal wieder eine gemeinsame Aktion geplant ist. „Frauenfrühstück“ steht da drauf, „Meditation“ oder „Yoga“, „Wanderung“, „Spieleabend“, „Stammtisch“ und „Familientreff“. An Ideen fehlt es hier sicher nicht.
Und als wär’s Absicht, gibt’s am Abend noch ein richtiges Bild von „Gemeinsam“: Die Stockbrot-Feuerschale.
So viele Ideen für das Miteinander!