MARO feiert Jubiläum
Zehn Jahre – zehn Helden
Folge 7

Wissen, Engagement, Hartnäckigkeit: Vlasta Beck half einer großen Idee auf die Beine

von Jutta Baltes, 23.02.2023

Mit weit ausgebreiteten Armen und immer voller Begeisterung für die ambulant betreuten Wohngemeinschaften der MARO: Vlasta Beck | Fotografie: Elisabeth Scharf-Pfahler

Sie ist die Person, die von Beginn an mit der Entwicklung und Begleitung der ambulant betreuten Demenz-Wohngemeinschaften der MARO Genossenschaft so eng verbunden ist, wie sonst niemand: Vlasta Beck hat die Entstehung der allerersten Wohngemeinschaft in Weilheim von Anfang an begleitet. Damals war sie noch Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige bei der Alzheimer-Gesellschaft Pfaffenwinkel. Als sie später zur MARO wechselte, erlebte sie mit, wie die Genossenschaft eine Demenz-Wohngemeinschaft nach der anderen eröffnete: Es wurden zwei Wohngemeinschaften in Weilheim, eine entstand in Oberhaching, zwei in Dietramszell, eine in Unterhaching – und die nächsten sind im Bau oder in der Planung. 

Durch ihr Wissen, ihre Kompetenz, ihr Engagement und auch ihre Hartnäckigkeit und Begeisterung für die Sache hat Vlasta Beck grundlegend dazu beigetragen, dass die MARO Genossenschaft das Konzept der ambulant betreuten Wohngemeinschaften so erfolgreich voran gebracht – und auch ein gutes Stück weit etabliert hat. In der siebten Folge der Serie Zehn Jahre MARO – zehn Helden erinnert sie sich. 

„Diesen Moment vergesse ich wirklich niemals: Die Tür geht auf und ein großer, schlanker Mann kommt herein und sagt: Wir haben eine Genossenschaft gegründet und wir wollen eine Demenz-Wohngemeinschaft in Weilheim bauen. Das war 2012 und natürlich waren wir bei der Alzheimer-Gesellschaft damals alle sehr von dieser Idee begeistert. Es war also keine Frage, dass wir diesen engagierten jungen Mann – es war natürlich Martin Okrslar – von Anfang an unterstützt haben. 

Für mich hat diese erste Begegnung sehr viel verändert. Die Idee, Demenz-Wohngemeinschaften in der Region zu gründen, traf genau das, was mich interessierte. Ich hatte mich außerdem schon seit einiger Zeit mit dem Thema Kommunikation beschäftigt und mit der Frage, welche Energien den Umgang von Menschen bestimmen, wie sie entstehen und warum, und wie man darauf reagieren und vielleicht auch helfend eingreifen kann. Ich habe also im Anschluss an die erste Begegnung mit dem jungen Vorstand begonnen, mich berufsbegleitend fortzubilden. An der Freien Universität Berlin, die einen Sitz auch in München hat, habe ich sechs Semester Mediation und Coaching studiert, das Studium auch abgeschlossen. 

Als Martin Okrslar dann 2015 auf mich zukam und mich fragte, ob ich nicht für die Genossenschaft arbeiten möchte, habe ich mich dazu auch bereit gefühlt und „Ja“ gesagt. Ich wusste einfach, dass es das ist, was ich machen möchte. 

Ich hatte die erste Wohngemeinschaft in Weilheim ja auch schon zusammen mit meinen Kolleginnen der Alzheimer Gesellschaft begleitet und ich wusste, was das bedeutet. Schon damals fand ich es wunderbar. In der allerersten Wohngemeinschaft das allererste Angehörigen-Gremium schon bei den ersten Schritten zu begleiten. Es war schwierig und anstrengend und aufreibend – aber es war so erfüllend! Teil der Dynamik zu sein, die in einem solchen Projekt immer auch steckt, hat mich schon damals begeistert. 

Auch heute noch, wenn ich sehe, wie die Wohngemeinschaften sich langsam füllen, wie die Angehörigen zu einem Team werden, welche zwischenmenschlichen Katastrophen und lustige Geschichten und wunderschöne Momente es gibt und wie schwierig dieser ganze Prozess sein kann, dann weiß ich, dass es genau das ist, was ich machen will. 

Du sitzt im Gremium und es ist schwierig, auch manchmal emotional. Aber alle arbeiten ernsthaft und mit ganzem Herzen daran, die schwierige Arbeit im Angehörigen-Gremien zu bewältigen  – und am Ende gehst du raus und denkst: Wow! Wir sind wieder ein Stück weitergegangen. Wir haben einen weiteren Stein auf die anderen gelegt, die wir im vergangenen halben Jahr schon zusammengetragen haben. Ich komme nach solchen anstrengenden Sitzungen nach Hause, lege mich auf die Couch und signalisiere meiner Familie, dass sie mich am besten in Ruhe lassen soll. Aber ich bin wirklich zufrieden und erfüllt von dem, was ich zusammen mit diesen Menschen geschafft habe. 

In den acht Jahren, die ich nun für die MARO arbeite, habe ich alles erlebt: Das ganze Auf und Ab, das man erleben kann. Ich habe mich auch in bauliche Themen eingearbeitet, weil es zu meinen Aufgaben gehört, mich auch um die Entwicklung und den Bau der neuen Demenz-Wohngemeinschaften zu kümmern. Ich kenne schlaflose Nächte und das Gefühl, am liebsten das Handtuch werfen zu wollen, aber zugleich wollte ich immer einfach nur dabei sein. Ich weiß heute, dass ich etwas begleiten durfte, das am Anfang klein war, das immer weiter gewachsen und jetzt ziemlich groß geworden ist. Die MARO hat ambulant betreute Wohnmöglichkeiten für an Demenz erkrankte Menschen etabliert und damit in ganz Bayern einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Es ist etwas entstanden, für das ich stehen kann – in jeder Hinsicht. 

Auch über mich selbst habe ich ziemlich viel gelernt. Ich habe gelernt, meine eigene Arbeit zu schätzen. Ich wurde ernst genommen und respektiert für Dinge, die ich selbst eigentlich nicht so ernst genommen hätte. Und ich habe gelernt, auch mal „nein“ zu sagen, wenn es zu viel wird. Manchmal habe ich gedacht, dass die MARO ein Unternehmen ist, das schneller wächst, als ich mitlaufen kann. Auch aus diesem Grund war es gut, meine eigenen Grenzen kennen zu lernen und abzustecken. 

Dass ein Team wunderbar und sehr eng zusammenarbeiten kann – auch wenn die Beteiligten über ganz Oberbayern verstreut sind, das habe ich bei der MARO auch erfahren. Die Freundlichkeit und das Miteinander, die wir bei der MARO pflegen, ist wirklich besonders. Außerdem schätze ich meinen Home-Office-Arbeitsplatz sehr – und besonders auch das Vertrauen, das man mir immer entgegen gebracht hat. Ich habe wirklich große Freiheiten. Ich kann in meinem Bereich meine eigenen Entscheidungen treffen, in einem großen Rahmen, der auch wirklich ein verlässlicher Rahmen ist.

Was auch immer noch kommt und wo auch immer ich lande – vielleicht doch in der Rente -, möchte ich die vergangenen Jahre in der MARO und mit der MARO niemals missen. Sie sind das größte Kapitel in meinem beruflichen Leben. Dass sie das Private nicht nur touchieren, ist unvermeidbar und gut so. Weil ich hier die Möglichkeit habe – großes Danke an alle MARONI. Ohne euch wäre das Kapitel gar nicht möglich gewesen.“

Die übrigen Folgen der Serie Zehn Jahre – zehn Helden sind hier nachzulesen:
Folge 1: Martin Okrslar
Folge 2: Christine Fremmer
Folge 3: Jutta Ruffing
Folge 4: Marianne und Josef Geith
Folge 5: Rechtsanwalt Dr. Andreas Förster
Folge 6: Alt-Bürgermeister Franz Göbl

Vlasta Beck (ganz rechts) bei der Einweihung der beiden ambulant betreuten Wohngemeinschaften in Dietramszell

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert