Bei Exkursionen viele gute Ideen gesammelt

MARO hat schon viel geschafft – aber der Weg ist nicht zu Ende

von Jutta Baltes, 03.08.2023

Aufmerksame Zuhörer*innen in Langenfeld: Vlasta Beck erläutert gerade das MARO-Konzept für ambulant betreute Demenz-Wohngemeinschaften

Unter dem Aspekt „Was können wir als MARO daraus lernen“, haben sich Vorständin Inge Schmidt-Winkler und Vlasta Beck, die bei der Genossenschaft für die Demenz-Wohngemeinschaften verantwortlich ist, auf den Weg gemacht. Sie nahmen die Einladung der Koordinierungsstelle Pflege und Wohnen in Bayern an und so ging es zuerst nach Langenfeld in Mittelfranken und einige Tage später nach Niederwinkling in Niederbayern. 

Die Teilnehmer*innen der Exkursionen sollten Einblicke in Konzepte kommunaler Seniorenarbeit erhalten und mit Macherinnen und Akteuren vor Ort in Kontakt kommen. Doch für die MARO-Vorständin war der Besuch in den Gemeinden viel mehr: „Ich möchte aus den Erfahrungen, die wir hier machen, einen Dreiklang herstellen: Sehen – Vergleichen – Machen.“

Zu sehen gab es zunächst mal eine Menge. In der Gemeinde Langenfeld zum Beispiel: Denn hier wollte man sich schon vor Jahren nicht einfach mit den Problemen abfinden, die sich aus einer Lage im strukturschwachen Raum gepaart mit demografischem Wandel ergeben. Mit Ideenreichtum, Transparenz und großem bürgerlichen Engagement nahm man in Langenfeld das Heft selbst in die Hand: Mit dem Bau der „Dorflinde“, eines Mehrgenerationen-Hauses mitten im Ort, begann es. Inzwischen gibt es vielfältige Angebote wie Essen zum Abholen und auf Rädern, Dorfladen, Pflege-Wohngemeinschaft, Tagespflege, Arztpraxis – gestützt und begleitet durch ein riesiges Angebot von Bürgern für Bürger. 

„Mich hat tief beeindruckt, wie ein Ort, den man im großen System Deutschland abgeschrieben hatte, sich selbst organisiert hat“, sagt die MARO-Vorständin. Mehr als 100 Menschen –  das sind über 10 Prozent der Einwohner*innen –  sind ehrenamtlich engagiert. Sie fahren zum Beispiel mit dem gesponserten Transporter zu den Landwirten in der Umgebung und holen dort die Lebensmittel ab, die im Dorfladen verkauft werden. Dadurch können Landwirte ihre Produkte selbst vermarkten, ohne für eine eigene Infrastruktur sorgen zu müssen. Und die Langenfelder bekommen regionale Ware in Bioqualität – ohne Verpackung, ohne Zwischenhandel und ohne weite Wege zum günstigen Preis. Inge Schmidt-Winkler: „Die Ideen funktionieren, weil jeder im Ort profitiert. Und alle sind extrem motiviert.“

Und dabei ist der Laden, dessen Sortiment übrigens ebenfalls von einem ehrenamtlichen Gremium bestimmt wird, nur ein Projekt von vielen: Da ist die Gastronomie, die einen Mittagstisch anbietet, der selbst abgeholt werden kann – oder der von Ehrenamtlichen direkt zu den Menschen nach Hause gebracht wird. Und: Neben ambulant betreuter gemischter Pflege-Wohngemeinschaft, Tagespflege und Arztpraxis ist da noch ein riesiges Angebot an Hilfen, Bildung und Unterhaltung, das von Bürge*innen für Bürger*innen geschaffen wurde.

Einen ganz anderen Charakter hatte das zweite Ziel der Gruppe: Niederwinkling. Hier wurde von der Kommune ein professionell geführtes Quartiersmanagement mit dem Schwerpunkt Seniorenarbeit aufgebaut. Es gab ein Dorf- und Begegnungszentrum zu sehen, genau wie eine Tagespflege, außerdem standen Vertreter aus der ambulant betreuten Pflege-Wohngemeinschaft – und natürlich die von der Gemeinde eingestellte Verantwortliche für Quartiersmanagement für Infos und Gespräche zur Verfügung. 

„Insgesamt haben sich beide Exkursionen sehr gelohnt“, sagt die MARO-Vorständin. Denn nun stehe das “Vergleichen“ an – das zweite Element des von ihr beschriebenen Dreiklangs: „Was können wir als Genossenschaft daraus lernen?“

Klar ist für sie, dass es bei beiden Exkursionen viele gute Denkanstöße gab, die die MARO auch für die Überlegungen um ihre eigene Entwicklung aufnehmen kann. Denn auch die MARO wolle weiterdenken, Ziele ausweiten und sich in Richtung „Quartiersentwicklung“ bewegen. Immerhin hat die MARO ja schon bei einem ihrer Projekte vorlegt: In Unterwössen entstand in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und in direkter Nachbarschaft zur Lebenshilfe Traunstein ein preisgekröntes Beispiel für ein zukunftsweisendes Wohn- und Pflegeprojekt in Ortsmitte. 

An weiteren Ideen zu diesem Themen werde derzeit gearbeitet, betont die Vorständin, und damit habe die MARO das dritte Element des Dreiklangs, das „Machen“ , bereits fest im Blick.

„Wir wollen uns weiter entwickeln“, betont Inge Schmidt-Winkler. „Martin Okrslar wollte mit der MARO von Anfang an einen Strukturwandel im ländlichen Raum voranbringen. Das haben wir in Teilen schon gut geschafft, aber zu Ende ist dieser Weg noch lange nicht. Es braucht noch viele weitere Initiativen. Denn das System löst unsere Probleme nicht.“

In Niederwinkling ließen sich die Teilnehmer*innen das Quartiersmanagement der Gemeinde erklären

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert