Neubelegung in der Hausgemeinschaft

Viel Hilfe von den Nachbarn: So klappt das Miteinander

von Jutta Baltes, 27.04.2023

Ist der Umzugswagen leer geräumt, geht es erst richtig los: Wohnen bei MARO ist Wohnen mit Mehrwert

Bei MARO wohnen die Menschen nicht nur einfach Tür an Tür – sie bilden eine Hausgemeinschaft, haben Pflichten und Rechte – und alles ist mit einer Reihe von Regeln verbunden. Das wird bei Neubauten schon während der Bauzeit kommuniziert  – seit einigen Jahren sogar mit einem standardisierten MARO-eigenen Bewohnerprozess: Alle paar Wochen treffen sich die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner, besprechen in insgesamt rund zwölf Standard-Workshops und zusätzlichen weiteren Treffen Themen wie „Gemeinschaftsraum“, „Beschlussfassung“ oder „Konflikte“. Was aber ist, wenn danach Mieter*innen wegziehen und Wohnungen neu besetzt werden? Wie finden sich die neuen Familien, Paare, Einzelpersonen in dieser Form der Gemeinschaft zurecht?

Zunächst informiert die MARO natürlich schon während des Bewerbungsprozesses umfassend über alle Fakten des MARO-Wohnens. So machen sich die Bewerber*innen mit dem MARO Hauskonzept vertraut, sie werden auf die Eigenbewirtschaftung des Hauses vorbereitet und melden schon vorab ihr Interesse an einzelnen Arbeitsgruppen an. „Wir erklären im Detail, was Mehrgenerationen-Wohnen bedeutet und es kommt keiner in die engere Wahl, der nicht über das Hauskonzept Bescheid weiß“, sagt Silke Beck, die bei der MARO für die Vermietung bestimmter Projekte zuständig ist.

Steht jedoch fest, wer den Zuschlag für eine Wohnung bekommt, dann sind die Hausgemeinschaften selbst gefragt. Denn, stellt Gertrud Banholzer klar, die bei MARO den Bewohnerprozess entwickelt und bis heute immer weiter fortgeschrieben hat, die Schwierigkeit sei, die neuen Bewohner*innen abzuholen und in die Gemeinschaft zu integrieren: „Den Neuen fehlt natürlich – je nachdem wann sie zur Hausgemeinschaft dazu kommen – ein gemeinsamer Entwicklungsprozess zum Aufbau der Hausgemeinschaft.“

Die Hausgemeinschaften sind sich dieser Problematik auch bewusst. Die meisten haben einen eigenen Weg gefunden, den „Neuen“  den Weg in ihre Gemeinschaft zu erleichtern. Und: Sie legen sich ganz schön ins Zeug, um dieses Ziel zu erreichen.

„Jeder hier fühlt sich berufen, zu helfen“, sagt etwa die Sprecherin der Hausgemeinschaft in Windach. Obwohl das Projekt in Windach eines der ältesten der MARO ist, war die Thematik für die Windacher total neu. Denn bis vor Kurzem gab es hier gar keine Neubelegungen. Doch jetzt ist das gleich mehrfach der Fall.

Zunächst, erzählt die Hausbewohnerin, gab es eine erste Sitzung mit den „Neuen“, Fragen wurden beantwortet, man lernte sich gegenseitig besser kennen. Die Prozesse im Haus seien eingespielt, und jede und jeder fühle sich für das Ganze verantwortlich. „Wir haben eben viele Jahre Erfahrung als Hausgemeinschaft, deswegen haben wir jetzt einen super Flow und sind uns auch schnell einig“, sagt die Sprecherin. Diese Erfahrungen in Gesprächen weiterzugeben, ist damit auch für jeden gleich wichtig. „Alle sind immer erstaunt, dass es tatsächlich funktioniert.“

„Eher informell“ geht es laut einer Bewohnerin in Unterwössen zu. Aber: Die Hausgemeinschaft stellte der Familie, die vor knapp zwei Monaten eingezogen ist, einen „Paten“ zur Seite. „Weil eine Familie gekommen ist, haben wir als Familie das übernommen“, sagt die Patin. Der Austausch mit den Neuen begann schon früh mit einer Begegnung in einer Hausversammlung. Man lernte sich besser kennen und die wichtigsten Regeln im Haus und die dringendsten Fragen wurden besprochen. Danach gab es regen Austausch über Handy-Nachrichten, und schließlich übernachtete der Familienvater eine Nacht im Gäste-Appartement. Das war eine Woche vor dem Einzug. „Wir haben ihn zum Essen eingeladen und da wurden viele von den noch anstehenden Fragen geklärt.“ Als die Familie dann kam, halfen natürlich auch alle sonstigen Bewohnerinnen und Bewohner mit, dass sie richtig „ankommen“ konnte. Die Patin: „Ich habe den Eindruck, dass die Familie sich inzwischen sehr gut eingelebt hat.“ 

In Weilheim, dem ersten MARO-Projekt, das mit Mehrgenerationen-Wohnen und zwei Demenz-Wohngemeinschaften gebaut wurde, seien „viele Dinge nicht aufgeschrieben worden“, sagt die Haussprecherin. Dennoch habe sich eingebürgert, dass neuen Mietern passende Paten zur Seite gestellt werden, die sich im ähnlichen Alter oder in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. „Das macht einfach Sinn.“ Auch in Weilheim werden von den Paten die wichtigen Fragen rund um das Funktionieren der Hausgemeinschaft geklärt, darüber hinaus aber gilt: „Auch jeder von uns, der gefragt wird, gibt natürlich eine Antwort!“ Bei der aktuellen Neubelegung sei zusätzlich über die Geschichte der MARO „und wie hier alles zustande gekommen ist“, gesprochen. Wichtiges Thema außerdem: Zusammenspiel und Austausch mit den beiden Wohngemeinschaften. 

Am eigenen Leib erfahren hat die Bewohnerin, die heute zum Haussprecher-Team in Buch am Erlbach gehört, wie es ist, neu in eine Hausgemeinschaft zu kommen. Vor einem Jahr zog sie in ihre Wohnung ein, und sie habe damals vor allem von der damaligen Haussprecherin Antworten auf alle ihre Fragen gefunden. Auch von den neuen Nachbar*innen, die sie natürlich ebenfalls gleich zu Anfang kennen lernte, erfuhr sie ganz viel persönliche Hilfe –  auch ganz praktischer Art, etwa beim Aufbau eines Regals. Heute überlege die Hausgemeinschaft, ob man nicht auch in Buch jedem Neuen jeweils ein bis zwei Paten zur Seite stellen will. Dann sei es auch für die Neuen leichter, sich an sie zu wenden, niemand müsse befürchten, dass die Fragen vielleicht nicht willkommen sind. Die Haussprecherin: „Für mich jedenfalls war das damals manchmal ein bisschen schwierig.“ 

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