Demenz-Wohngemeinschaften Dietramszell

Großartig: Schüler opfern seit über einem Jahr jede Woche ein hohes Gut: Zeit

von Jutta Baltes, 20.10.2022

Mensch-ärgere-dich-nicht steht bei den Besuchen hoch im Kurs

Eineinhalb Stunden. Jede Woche. Ein ganzes Schuljahr lang  – und noch länger: Ihre Zeit, ihr Engagement und ihre Begeisterung bringen nun schon im zweiten Schuljahr Jugendliche aus Dietramszell und Umgebung für die Bewohner*innen der beiden Demenz-Wohngemeinschaften „Klangstein“ und „Mosaik“ im MARO-Projekt „Am Kreuzfeld“ auf. Regelmäßig, Woche für Woche. Wir von der MARO finden das einfach großartig!

Die Jungen sind 12 und 13 Jahre alt. „Diese Stunde – das ist doch kein Weltuntergang“, sagt einer von ihnen. „Das ist nur ein bisschen Zeit, die man sonst vielleicht eh nur vor dem Fernseher sitzen würde.“

Als Schüler der Montessorischule in Dietramszell musste er sich wie alle Siebt- und Achtklässer*innen im vergangenen Schuljahr selbst eine Möglichkeit suchen, sich sozial zu engagieren. Die eineinhalb Stunden pro Woche sind fest im Lehrplan der Schule verankert und Teil des „Erdkinderplans“ nach Maria Montessori. Die Jugendlichen sollen dabei lernen, ihren Weg zu finden, Verantwortung zu übernehmen –  und auch Wertschätzung dafür zu erfahren.

Die Idee, sich in den Wohngemeinschaften der MARO nützlich zu machen, lag nahe, erzählt die Mutter eines der Jungen. Als alles im vergangenen Schuljahr begann, wohnten alle vier Jugendliche in Dietramszell und alle kannten das Projekt als Nachbarn. „Ich glaube, sie gehen alle gerne hin!“, freut sie sich. 

Der 13jährige selbst gibt ihr zu einhundert Prozent recht. Auch im neuen Schuljahr ist er wieder mit von der Partie: Seit September sind er und zwei weitere Schüler wieder jede Woche in den beiden Demenz-Wohngemeinschaften anzutreffen. „Allein da hinzugehen und zu wissen, dass ich allen eine Freude machen kann“,sagt der Dietramszeller, sei für ihn Grund genug. 

In den eineinhalb Stunden werde vor allem gespielt. Besonders beliebt: Mensch-ärgere-dich-nicht. Für einige Bewohner*innen ist das der Renner. Gelegentlich sitze man auch draußen auf der Terrasse oder gehe spazieren.

„Aber eigentlich sind wir meistens einfach nur da und ratschen“, sagt der engagierte Helfer. Denn darum gehe es schließlich: Zuhören und da sein. Er gibt zu, dass er nicht unbedingt selbst auf die Idee gekommen wäre, seine soziale Zeit in der MARO-Wohngemeinschaft zu verbringen. Sie ist im Gespräch mit den anderen Jugendlichen und mit den Eltern einfach entstanden. „Aber jetzt“, sagt er ehrlich, „bin ich total dankbar. Es macht einfach Spaß!“

 

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