MARO feiert Jubiläum
Zehn Jahre – zehn Helden
Folge 3

Jutta Ruffing half beim Aufbau der ersten Demenz-Wohngemeinschaft

von Jutta Baltes, 27.10.2022

Jutta Ruffing

Sie gab die allererste Anmeldung für die allereste Demenz-Wohngemeinschaft ab und sie ging zusammen mit der MARO den schwierigen Weg der allerersten Schritte. Bis heute ist sie von der Idee überzeugt, an Demenz erkrankten Menschen ein möglichst selbstbestimmtes Leben in einer von Angehörigen verwalteten Wohngemeinschaft zu ermöglichen. Jutta Ruffing ist eine der langjährigsten und nachhaltigsten Unterstützerinnen dieser Idee und so gilt der dritte Teil unserer kleinen Jubiläums-Serie zum Zehnjährigen ihr.

Zwei ihrer Angehörigen hat sie als Mitglied und Vorsitzende des Angehörigen-Gremiums begleitet, bis heute ist sie in der Wohngemeinschaft „Josef“ präsent. Ihr Engagement für die Idee „Demenz-Wohngemeinschaften“ geht aber darüber hinaus: Inzwischen steht sie der MARO als Moderatorin zur Seite und begleitet Angehörige auf ihrem Weg. 

„Zunächst einmal möchte ich der MARO ganz herzlich zum 10-jährigen gratulieren! Als ich von meiner Namenskollegin Jutta Baltes gefragt wurde, ob ich dazu etwas beitragen möchte, habe ich mich natürlich nicht lange bitten lassen. Allerdings kann ich schon gar nicht mehr genau sagen, wann denn genau „meine Geschichte“ mit der MARO begann. Und so erzähl ich sie einfach.

Es begann damit, dass sich die Angst meiner Mama an Demenz zu erkranken, abzeichnete. Das dürfte etwa 12 Jahre her sein. Auf meiner Suche nach Beratung und Hilfe bin ich damals bei der Alzheimer Gesellschaft in Weilheim gelandet. Dort habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt und ich habe dort Lösungen gefunden, die gut funktioniert haben. 

Nach einer Weile mussten wir uns jedoch wieder nach neuen Lösungen umsehen. Sehr hilfreich waren dort die Angehörigentreffen. Auch eine Demenzhelferausbildung habe ich dort absolviert, um einfach besser zu verstehen.

Mittlerweile hatten wir dann schon eine 24-Stunden-Kraft, da meine Mama nach einem Krankenhausaufenthalt nicht mehr unbegleitet nach Hause entlassen wurde. Das war „unsere Corina“, mit der ich heute noch sehr gut befreundet bin und von der ich gaaanz viel über den Umgang mit Betroffenen gelernt habe.

Zu dieser Zeit habe ich bei der Alzheimer Gesellschaft zum ersten Mal von der MARO und ihrem Projekt Demenz-Wohngemeinschaft in Weilheim gehört und war sofort total begeistert. Das wäre doch etwas, das für meine Mama in Frage kommen könnte! Denn eine herkömmliche Heimunterbringung wäre für sie, eine sehr individuelle, eigene, selbständige und freiheitsliebende Frau, niemals in Frage gekommen.

Es hat mir im Vorfeld sehr gefallen, dass wir in die Planungen mit einbezogen worden sind, uns den Baufortschritt anschauen und selbst Hand anlegen konnten. 

Mittlerweile stieß auch die Lösung mit „unserer Corina“ an ihre Grenzen. Also sind „wir“ – meine Mama, Corina (für 4 Wochen) und ich – am 5. Februar 2016 in die Demenz-Wohngemeinschaft „Josef“ eingezogen. Begleitet vom Bayrischen Rundfunk, die einen sehr netten Film darüber gedreht haben.

Meine Mama ist an diesem Tag von Ihrer Enkeltochter zu einem längeren Ausflug in Oberammergau „entführt“ worden, und sie ist  – dank vieler Helfer – am späten Nachmittag in Weilheim angekommen. Sie konnte an ihrem Tisch Platz nehmen, auf ihrer Couch sitzen, von ihrem Geschirr essen und am Abend in ihrem neuen Zimmer in ihr Bett gehen. Begleitet von Corina und mir. 

Es folgten für sie viele schöne Jahre in Weilheim, die auch für mich eine sehr positive, schöne Familienzeit waren. Die ganze Wohngemeinschaft mitsamt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und anderen Angehörigen sind auch für mich dann zu einer neuen Familie geworden. 

Als auch meine Tante dement geworden ist, war klar, dass auch sie dort ihre letzte Heimat finden sollte. Sie ist dann 2022 verstorben, zehn Monate nach meiner Mama. 

Und ich bin nach sieben Jahren als Gremiumssprecherin aus dem Gremium ausgeschieden. Aber ich bleibe der Wohngemeinschaft „Josef“ trotzdem verbunden, schaue vorbei, koche ab und zu dort. Denn ein Teil der Familie ist ja immer noch da und freut sich über Besuch.

Das ist meine Geschichte mit der MARO in Kurzform. Aber: Die Geschichte endet nicht hier. Ich habe mich entschlossen, in der gerade entstehenden Wohngemeinschaft in Landsham das neue Angehörigengremium zu begleiten. Ich wünsche mir einfach, dass auch sie und ihre Angehörigen eine so intensive, schöne Zeit dort haben werden, wie ich sie erlebt habe.“

Die übrigen Folgen der Serie Zehn Jahre – zehn Helden sind hier nachzulesen:
Folge 1: Martin Okrslar
Folge 2: Christine Fremmer
Folge 4: Marianne und Josef Geith
Folge 5: Rechtsanwalt Dr. Andreas Förster
Folge 6: Alt-Bürgermeister Franz Göbl
Folge 7: Vlasta Beck

 

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