Unterwössen

25 Kinder proben gerade für ihr eigenes Sommerfest

von Jutta Baltes, 07.09.2023

Kinder-Flohmarkt: Besonders begehrt war der selbst gebackene Kuchen

Das Motto der MARO lautet bekanntlich: „Miteinander aber richtig organisiert“. Seit Mai 2023 setzt dies auf besondere Weise die Hausgemeinschaft in Unterwössen um. Denn hier gibt es ein eigenes Kinderplenum. Und das bedeutet, dass nicht nur die Erwachsenen in regelmäßigen Abständen zusammenkommen, um über das „Was“ und „Wie“ ihres Zusammenlebens abzustimmen – sondern auch die 25 hier im Projekt hinter dem Rathaus lebenden Kinder. 

Es gibt eine Regel: Ins Kinderplenum darf, wer die Einschulung schon hinter sich hat. Nach oben gibt es aber keine Grenze. So darf auch der 18jährige mitbestimmen, was im Haus für Kinder und Jugendliche so läuft.

In der Regel alle zwei Wochen trifft sich das Gremium, und zwar im Gemeinschaftsraum. Die Erwachsenen ermöglichten das mit einem Beschluss der AG Gemeinschaft, indem sie für die Treffen des Kinderplenums eine Sonderregel schufen. Denn normalerweise dürfen in Unterwössen Kinder erst ab 14 Jahren alleine im Gemeinschaftsraum sein. „Wir lassen die Kinder bewusst allein ihre Sitzungen abhalten“, sagt der Haussprecher. „Die können das. Sie leben damit ja genau das, was wir als Gemeinschaft verstehen.“

Und die Beschlüsse, die das Kindergremium fasst? Sie betreffen fast immer gemeinsame Unternehmungen, und auch hier gibt es eine Regel: Die Kinder müssen die Aktion frühzeitig am schwarzen Brett ankündigen, und es darf nichts sein, was die erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohner beeinträchtigt. „Und dann schauen wir das an. Und natürlich helfen wir auch bei der Umsetzung der Ideen, wenn es gebraucht wird – und um die Aufsicht kümmern wir uns – ganz normal, als Eltern.“

In der Regel klappt dieses Vorgehen sehr gut, berichtet der Haussprecher. Die Hausgemeinschaft habe seit den ersten gemeinsamen Tagen im Projekt schließlich auch dazu gelernt: „Früher haben wir sogar darüber abgestimmt, ob wir Blumenzwiebeln stecken sollen oder nicht. Aber darüber sind wir Gottseidank hinausgewachsen.“

Eine der Aktionen, die auf einen Beschluss des Kindergremiums hin umgesetzt wurde, war: Kinder und Jugendliche aus dem Projekt durften für eine Nacht ihr eigenes Bett mit einer Isomatte im Gemeinschaftsraum tauschen – natürlich unter Aufsicht der Eltern. „Das war wirklich sehr nett“, erzählt der Haussprecher. Und von der Idee, das Champions-League-Finale gemeinsam anzusehen, ließen sich auch Erwachsene begeistern. Genauso wie vom Nachtspaziergang oder dem Stockbrot-Braten über der Feuerschale.

Der auf Initiative des Nachwuchs-Gremiums zustande gekommene Kinderflohmarkt vor dem Haus lockte sogar Gäste an und sorgte für neuen Kontakt: Denn die Bewohner*innen aus dem direkten Nachbargebäude der MARO, dem Wohnprojekt der Lebenshilfe, kamen dazu und ließen sich den selbst gebackenen Kuchen schmecken. 

Neueste Aktion der Kinder: Ein Crêpes-Stand beim Sommerfest der Hausgemeinschaft. Und der machte den jungen Unterwössenern so viel Spaß, dass nun an den Plänen für ein eigenes Kinder-Sommerfest gebastelt wird. Mit Crêpes natürlich. Und mit eigens einstudierten Tanz- und Musik-Aufführungen. „Ich finde es sehr toll, was die Kinder hier machen“, freut sich der Haussprecher. „Das Kinderplenum ist eine echte Bereicherung.“

Public Viewing im Gemeinschaftsraum: Eine Idee des Kinderplenums, das auch Erwachsenen gefiel

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